Wieso ein Hund?

Der Hund ist wertfrei. Er geht freudig und ohne Vorurteile auf andere Menschen zu, es ist ihm egal, wie alt, krank oder behindert sie sind. Er nimmt die schnellen Bewegungen von Kindern und seltsamen Laute von Kindern und Erwachsenen als selbstverständlich hin. Der Hund wird nicht ungeduldig. Auch wenn er nicht sofort seinen gegenüber versteht wird er so lange versuchen, den Menschen den Gefallen zu tun, bis er es geschafft hat. Dabei reagiert er vielmehr auf Körpersprache und Mimik, auf Augenkontakt als auf die Sprache. Dem Hund ist es dabei egal, wie Menschen reden, er verurteilt nicht, wenn Kinder und Erwachsene keine deutliche Aussprache haben. Dabei regt ein Hund immer die Sprechfreude an- negativ und positiv, z.B. „Der ist aber so süß, darf ich ihn streicheln“, oder aber „Was macht der Hund hier? Ist der lieb?“


Wann sollte auf den Einsatz des Hundes verzichtet werden?

In der Regel ist es nicht notwendig, dass der Hund den Raum verlässt. Wenn der Hund nicht eingesetzt werden soll dann ist er eben nur in dem Raum dabei, schläft dann aber meist oder liegt dabei. Es ist aber selbstverständlich auch kein Problem, dass der Hund nicht dabei ist. Wir haben es in der Vergangenheit nur ganz selten erlebt, dass der Hund nicht anwesend sein sollte. Früher oder später wollte aber wirklich noch jedes Kind den Hund dabei haben. Bei der Eingangsdiagnostik ist der Hund erst einmal nicht anwesend, um sich voll und ganz auf das Kind konzentrieren zu können. Aber schon im Verlauf der ersten Stunde kommt der Hund dazu wenn gewünscht. Auch eine Hundehaarallergie hatten wir in den letzten 11 Jahren noch nicht. 


Wem hilft es, welche Störungsbilder können behandelt werden?

Die Zielgruppe der tiergestützten Therapie sind Klienten*innen aller Altersstufen mit besonderen Bedürfnissen, z.B. Erwachsene nach Schlaganfall, Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder Menschen mit psychischen Erkrankungen. Sobald eine Einschränkung in der Selbständigkeit in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität oder Freizeit auftritt, greift die Therapie und kann verordnet werden. Die folgenden Behandlungsformen sind möglich:

  • Sensomotorisch-perzeptive Behandlung
  • Motorisch-funktionelle Behandlung
  • Neurophysiologische Behandlung
  • Psychisch-funktionelle Behandlung

Was genau macht denn jetzt aber der Hund in der ergotherapeutischen Arbeit?

„Lebensfreude lässt sich am besten vom Hund lernen.“
Nina Sandmann 

Der Therapiehund begleitet die Therapeuten*innen in ihrer Arbeit. Das bedeutet, dass die übergeordneten Ziele der Klienten*innen im Vordergrund stehen und der Hund dabei helfen kann, diese zu erreichen.

Durch den Hund wird eine schnellere und effektivere Kontaktaufnahme zwischen Klient*in und Therapeut*in erzielt. Die Klienten*innen bauen eine intensive Beziehung zu den Hunden auf, daher verfliegt der unangenehme Beigeschmack einer Therapie.

Die Hunde sind gegenüber Menschen unvoreingenommen, weder die Herkunft noch der soziale Status ist hier relevant, daher vermitteln die Hunde ein hohes Maß an sozialer Erwünschtheit.

Die Steigerung des Selbstwertgefühls passiert ganz automatisch. Die Interaktion mit dem Tier schult die Selbstwirksamkeit der Klienten*innen, z. B. durch den deutlichen Einsatz von Körpersprache und verbaler Ansprache, um einen Gehorsam des Tieres zu erwirken.

Die Förderung der verschiedenen Wahrnehmungsbereiche mit dem Einsatz des Tieres 
als Reizgeber bieten ein weiteres Aufgabenfeld.

Als Methoden setzen wir folgende als Beispiele in der Therapie ein:

  • Der Hund dient als Motivator
  • Regeln müssen eingehalten werden um in Interaktion mit dem Hund treten zu dürfen
  • Der Hund begleitet und unterstützt den Klienten in Entspannungsphasen
  • Über das Spielen wird die körperliche Bewegung / Motorik geschult
  • Leckerlies werden in viele Übungen mit eingebaut, um ein motivierenderes Ziel im Auge zu haben

Die Zielgruppe der tiergestützten Therapie sind Klienten aller Altersstufen mit besonderen Bedürfnissen, z.B. ältere Erwachsene in Pflegeheimen, Autisten, Wachkomapatienten, Kinder mit Cerebralparesen und alle andere Arten von körperlichen und/oder geistigen Behinderungen. Neben diesen Einsatzmöglichkeiten kann der Hund natürlich auch für Kinder und Erwachsenen ohne Behinderungen therapeutisch eingesetzt werden. Er fördert hierbei die verschiedenen Ebenen aus der sensorisch-integrativen Arbeit: 

Steigerung im sensomotorisch-perzeptiven Bereich, d.h. Verbesserung der Wahrnehmung, des Körperbewusstseins und der Raum-Lage-Orientierung.

Steigerung im sozioemotionalen Bereich, d.h. Aufbau von Vertrauen, Erweiterung des Selbstwertgefühls, Freude am Kontakt, Steigerung des Verantwortungsgefühls

Förderung des kognitiven Bereiches, d.h. Erhöhung der Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, Erhöhung der Sprechbereitschaft, Verbesserung der Begriffsbildung

An diesem Punkt möchten wir darauf hin weisen, dass es nicht in den Bereich einer Logopädin gehört, Klienten zu heilen, die unter Ängsten vor Hunden leiden, sogenannten „Phobien“. Diese Behandlung gehört in die Hände von erfahrenen Psychologen bzw. Psychotherapeuten!


Ist der Hund bei den Therapien immer dabei?

Ja, grundsätzlich ist der Hund immer mit dabei. Sollte ein Klient aber den ausdrücklichen Wunsch haben, dass der Hund den Raum verlässt bzw gar nicht erst dabei ist, dann wartet der Hund einfach nebenan. Während der Diagnostik ist der Hund immer erst außerhalb des Raumes und wird erst auf Wunsch dazu geholt.


Was kann der Hund? Was muss er können?

Die Therapeut*innen müssen sich zu 101% auf seinen Therapiebegleithund verlassen können- und umgekehrt. Hierzu ist blindes Vertrauen und ein perfektes Zusammenspiel notwendig. Hierfür muss er selbstverständlich besonders ausgebildet werden. Mehr Informationen erhalten Sie hier: www.therapiebegleithunde-ausbildung.de

Im Folgenden haben wir einige Fähigkeiten aufgeführt:

  • alle Signale auch nur auf Handzeichen ausführen
  • der Hund soll sich in in großen Menschenansammlungen ruhig und entspannt verhalten
  • Bellen nur auf Signal
  • ruhig liegen bleiben, auch wenn fremde Personen auf ihn zugehen oder rennen
  • so lange liegen bleiben, bis der Therapeut das Signal aufhebt
  • Kekse in seinem Umkreis nicht jagen sondern nur mit Erlaubnis nehmen
  • Kekse aus der Hand vorsichtig nehmen
  • auf ungeschicktes Verhalten (auf ihn klopfen, am Fell ziehen, an der Rute ziehen) entspannt reagieren
  • in der Hängematte liegen, schaukeln und würfeln 
  • Der Hund muss kriechen können, um ihn ohne größere Umstände für bettlägerige Klienten unter die Beine oder Arme des Klienten legen zu können.